Dessau 2016 - Krueger Henning und Elke

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Dessau 2016

Reiseberichte
Reisebericht Dessau-Wörlitz-Wiepersdorf-Jüterbog - 16. Mai 2016 - 22.Mai 2016
Der Grund für eine neuerliche Reise in meine "alte Heimat" war dieses Mal meine Diamantene Konfirmation (60 Jahre) und ein Treffen mit den anderen ehemaligen Konfirmanden. Alles Mitschüler aus meiner Zeit in Dessau, die ich immer wieder gerne treffe.
Eine der Mitschülerinnen plant fast jedes Jahr ein Treffen mit den Ehemaligen. So auch zu diesem ganz besonderen Anlass.
Wir wohnten, wie immer seit der Wende, im Hotel "Siebensäulen", welches unmittelbar am Park Georgium in Dessau liegt. Auch dieses Mal fühlten wir uns dort sehr wohl und freuten uns auf die vielen Vorhaben in dieser Woche.

Das Georgium ist neben dem Wörlitzer Park der kunsthistorisch bedeutendste Landschaftspark im Dessau-Wörlitzer Gartenreich im englischen Stil. Er wurde von Prinz Johann Georg, dem jüngeren Bruder des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, geschaffen und nach ihm benannt. Heute liegt er im Dessau-Roßlauer Stadtteil Ziebigk.

Ab 1780 ließ der Prinz Johann Georg nördlich der damaligen Stadt Dessau, in einem Auenbruchwald durch Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff ein kleines klassizistisches Landhaus errichten. Die Umgebung des Gebäudes wurde zu einer Gartenanlage in englischem Stil, ähnlich dem Wörlitzer Park, umgewandelt. Sie erhielt ebenso zahlreiche klassizistische und romantisierende Parkbauten, Skulpturen, Kleinarchitektur und Denkmale, die harmonisch in die Landschaft und Natur eingebettet wurden.
Zu den wichtigsten gehören das sogenannte Fremdenhaus, die Römische Ruine, ein ionischer Rundtempel sowie zwei Nachbildungen antiker Torbögen und das Denkmal des Fürsten Franz in antiker Kleidung.

Der an den eigentlichen Georgengarten (21,3 ha) anschließende Beckerbruch (97 ha) wurde als Auen- und Bruchlandschaft naturnah belassen, aber ebenfalls mit Kleinarchitekturen und Denkmalen verschönert. Der kunstvoll angelegte Landschaftspark geht hier harmonisch in die natürliche Landschaft über. Elbpavillon und Wallwitzburg (künstliche Ruine) ermöglichen einen weiten Ausblick über die Gartenlandschaft entlang der Elbe. An die Anlage grenzt der Mausoleumspark, der 1894 bis 1896 angelegt wurde.

Das Mausoleum zu Dessau ist eine ehemalige Begräbnisstätte der Herzöge von Anhalt im heutigen Tierpark Dessau im Dessau-Roßlauer Stadtteil Ziebigk. Es wurde zwischen 1894 und 1898 im Stil der Hochrenaissance als dorischer Kuppelbau im Auftrag von Herzog Friedrich (1831–1904) errichtet. Der Grundriss des Zentralbaus entspricht einem griechischen Kreuz. Die Gruft wurde der Romanik nachempfunden. Der Bau hat eine Gesamtlänge von 46 m, eine Gesamtbreite von 38 m und ist 43 m hoch. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 14 m.

Der Innenraum wurde mit Marmorzement aus dem Harz verputzt.
Das denkmalgeschützte Mausoleum ist seit dem Zweiten Weltkrieg Dessaus letzter Kuppelbau. Bis 1958 war die Krypta des Mausoleums Ruhestätte für Mitglieder der herzöglichen Familie. Aus politischen Gründen wurden die Särge 1958 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Mausoleum entfernt und die Gebeine in ein Massengrab auf dem Ziebigker Friedhof verbracht.

Seit den 1980er Jahren gab es eine Reihe von baulichen Maßnahmen. Diese reichten jedoch nicht aus, das Mausoleum gänzlich vor dem Verfall zu retten. 1986 wurde unter Leitung des Architekten Wilhelm Schulze die völlig marode Kuppel des Mausoleums saniert. In Ermangelung von Kupfer zur Neueindeckung des Daches zu DDR-Zeiten wurde das Dach mit eloxiertem Aluminium repariert und nach der Wende von 1990 bis 1993 saniert. Außerdem wurden die Seitendächer und die Westfassade saniert. 1999 gab es Maßnahmen gegen das Eindringen von Regenwasser. Das Gebäude ist jedoch noch heute sanierungsbedürftig. Der finanzielle Bedarf für eine umfassende Sanierung wird auf bis zu fünf Millionen Euro geschätzt.
2007 wurde ein Förderverein Mausoleum e. V. gegründet, der sich der Finanzierung und einer möglichen Nutzung des Gebäudes widmet.


Einen ausführlichen Besuch mit Schlossbesichtigung statteten wir dieses Mal dem "Luisium"  ab.

Luisium bezeichnet ein Schloss und eine Parkanlage im östlich des Stadtzentrums der anhaltischen Stadt Dessau-Roßlau gelegenen Ortsteil Waldersee. Es ist wie die Wörlitzer Anlagen Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, das auf der Liste des Welterbes der Menschheit der UNESCO steht.

Im Jahre 1774 wurde im Grün des Vogelherdes mit dem Bau eines kleinen Landhauses in englischen Stil begonnen, das Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau seiner Gemahlin Luise schenkte, deshalb auch der Name Luisium.
Das von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff entworfene klassizistische Landhaus ist äußerlich besonders schlicht und edel in der Form. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich ein Festsaal mit sehenswerten Reliefs, Malereien und dunkelgrünen Stuckmarmorpilastern. Der Festsaal wirkt schwer und streng im Gegensatz zu den kleineren Räumen im Obergeschoss, diese sind durch Stuck und Malereien sehr stimmungsvoll, heiter und elegant gestaltet.

Im wundervollen Gartenbereich des Luisiums stehen viele alte, wundervolle Gebäude, so auch ein neugotischer Gartenpavillon und neugotische Eingangstore.
Besonders reizvoll sind die Ausblicke zum neugotischen Gestüt am westlichen Begrenzungswall. Hier schweift der Blick über ausgedehnte Weideflächen mit Schafen, Kühen und Ziegen.
Wegen der starren Struktur auf der einen und der Auflockerung durch die Tiere auf der anderen Seite wurde dieser neue Gartenstil damals auch als Deutscher Garten bezeichnet. Das Gestüt wurde zwischen 1779 und 1781 auf einer Fläche von 16 Hektar errichtet. Die Gestütsgebäude umschließen einen rechteckigen Hof, zu dem die Einfahrt an der Richtung Luisium zeigenden Ecke möglich ist. Die Schaugiebel der die Öffnung flankierenden Gebäude weisen Richtung Luisium. An der Fassade, deren Giebel ein sich bäumendes Pferd schmückt, ist ein Tränkebrunnen in Form eines Sarkophags eingelassen, den zwei Löwenköpfe als Wasserspeier schmücken.


Wie bei jedem Besuch in Dessau fuhren wir am 19. Mai 2016 auch dieses Mal wieder in das Dessau-Wörlitzer Gartenreich einschließlich Wörlitzer Schloss.
Wir schauten uns dieses Mal das nun vollständig restaurierte Lokal "Eichenkranz", welches direkt am Wörlitzer See liegt, an. Nach der Wende war es eine Ruine und nun strahlte es wieder im alten Glanz. Wir freuten uns immer, diese Fortschritte in Ostdeutschland beobachten zu können.

Wir begannen mit einer ausführlichen Besichtigung des Wörlitzer Schlosses, einschließlich Führung in das noch nie gesehene Dachgeschoss und der Aussichtsplattform.    

Das Schloss in Sachsen-Anhalt gilt als Gründungsbau des deutschen Klassizismus und ist eines der wenigen deutschen Bauwerke des Palladianismus (Palladianismus bezeichnet einen klassizistisch geprägten Baustil, der sich am Werk des Architekten Andrea Palladio und seiner Nachfolger wie Vincenzo Scamozzi orientiert.) Das in Wörlitz gelegene Schloss ist wie der zugehörige Wörlitzer Park Teil des UNESCO-Welterbes.

Ab 1769 wurde der Wörlitzer Park auf Veranlassung des damals 29-jährigen Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau im Stil eines englischen Landschaftsgartens eingerichtet.
Zugleich begann der Bau des Schlosses, für den der Vorgängerbau, ein barockes Jagdschloss, abgerissen wurde. Baumeister war auch hier Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Das Schloss wurde für den Fürsten und seine Frau Luise Prinzessin von Brandenburg-Schwedt errichtet und sollte der Repräsentation des Fürstenhauses dienen.

Der Bau wurde 1773 vollendet.  Als Vorbilder dienten antike und englische Bauwerke sowie die Architektur Andrea Palladios (1508–1580).

Beim Bau des Schlosses wurden damals fortschrittliche Einrichtungsgegenstände wie gusseiserne Öfen, Wandklappbetten, eine Wasserpumpe zur Versorgung des oberen Stockwerks, ein Eisschrank, Essensaufzüge und versenkbare Türen verwendet, die bis heute vorhanden sind. Auch gab es ein Badezimmer für das Fürstenpaar, das jedoch zwischenzeitlich entfernt wurde.

1770 bis 1772 entstand ein rund 50 Meter südwestlich liegendes Küchengebäude, das seit dem Bau durch einen unterirdischen Gang mit dem Schloss verbunden ist.
Schon im 18. Jahrhundert war das Schloss, wie auch der gesamte Park, für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich.

Das Schloss steht im Park und ordnet sich somit in die künstlich geschaffene, aber naturnahe Umgebung ein. Es steht nördlich der Stadt, von ihr getrennt durch Baumgruppen und Wiesen. Die Rückseite des Schlosses zeigt zum nahen Wörlitzer See und ist vom gegenüberliegenden Seeufer vor der Silhouette der Stadt gut sichtbar.

Das symmetrische, im Grundriss rund 36 Meter × 24 Meter große Gebäude weist zwei Geschosse sowie ein Souterrain und ein abschließendes Mezzanin auf. Es wird durch einen Portikus mit vier korinthischen Säulen geprägt, zu dem eine Freitreppe führt. Der Dreiecksgiebel ist antiken Giebeln in Palmyra und Baalbek nachempfunden.

Im Inneren befindet sich ein Lichthof, der von einem erst später angebrachten Glasdach überdeckt ist.

Dahinter befindet sich ein eingeschossiges Belvedere mit rechteckigem Grundriss, der von einer Kuppel (Rotunde) gekrönt wird und mit der Rückseitenfassade bündig abschließt. Hier stehen Abgüsse antiker Skulpturen. Die Fenster sind abhängig vom Stockwerk unterschiedlich groß und durch unterschiedliche Verdachungen und Simse geschmückt.

Um den Lichthof gruppieren sich symmetrisch zehn Räume und zwei Säle. Die Decken und die Kuppel sind mit Stuck reich verziert, an den Decken findet man Malereien. Im Speisesaal stehen ebenfalls vier korinthische Säulen. Zahlreiche Kunstwerke sind im Schloss ausgestellt, etwa Gemälde alter Meister, eine Antikensammlung und eine Keramiksammlung, die vor allem aus Repliken antiker Arbeiten aus der Porzellanmanufaktur Wedgwood besteht. Die Möbel stammen aus der Werkstatt von Abraham und David Roentgen. Die ursprüngliche Einrichtung ist fast vollständig erhalten.

In einem weiteren Belvedere im obersten Bereich des Schlosses befindet sich der „Palmensaal“. Er besteht aus Zeichnungen an den Wänden und aus Holz geformte Palmen. Eine außergewöhnliche Aussicht von hier aus auf das umgebende Landschaftsgebiet ist bei einer Besichtigung zusätzlich zu bestaunen.

Während der Führung durch Schloss Wörlitz bestaunten wir auch die chinesischen Zimmer. Sie sind seit dem 18. Jahrhundert unverändert.

Im ersten chinesischen Zimmer des Wörlitzer Schlosses schmücken normalerweise große Bahnen chinesischer Papiertapeten mit Vogel- und Pflanzenmotiven die Wände. Im Zuge der Restaurierung der gesamten Schlossräume im Erdgeschoss werden jetzt auch diese Tapeten restauriert. Dabei kamen bereits einige überraschende und interessante Details zu Tage. So sind einige dieser Tapeten offensichtlich schon einmal einer Reparatur unterzogen worden, bei der sie rückseitig mit Karton kaschiert wurden, einem Verfahren, welches sich langfristig aber als nachteilig erwiesen hat. So sind durch Spannungen zwischen den Papier- und Kartonschichten Risse aufgetreten und der Klebstoff ist farblich durchgeschlagen.
Auch die intensive Lichteinstrahlung hat bei allen Tapeten die ursprüngliche Farbigkeit stark verblassen lassen. Die chinesischen Künstler arbeiteten mit pflanzlichen Farbstoffen, die vom Licht gelöscht wurden, so dass sich nur die weißen Untermalungen der Blüten erhalten haben. Der ursprünglich helle Fond der Bahnen ist aber nachgedunkelt, wodurch sich der ursprüngliche hell-dunkel Kontrast der Darstellungen zwar erhalten, aber sich teilweise umgekehrt hat.

Doch dies war nicht die einzige Überraschung. Im Herbst 2014 haben sich britische Forscher vom National Trust in Großbritannien, die ebenfalls gerade mit der Restaurierung von chinesischen Papiertapeten beschäftigt sind, an die Kulturstiftung gewandt, um für Vergleichszwecke Informationen über die Wörlitzer Tapeten zu erhalten. Bei dem intensiven Austausch stellte sich schnell heraus, dass die Tapeten der Kulturstiftung Dessau Wörlitz aus zwei zeitlich unterschiedlichen Chargen stammen. So sind vier Bahnen offensichtlich um 1751 zu datieren, da sich in den Schlössern Fellbrigg Hall, Ightham Mote und Uppark (im Osten bzw. Südosten Englands) exakt die gleichen Motive auf Bahnen wiederfinden, die dort zu dieser Zeit eingebaut wurden. Die Untersuchung der Wörlitzer Tapeten ergab, dass auch sie vor ihrer Verwendung in Wörlitz bereits einmal an anderer Stelle eingebaut gewesen sein müssen. Möglicherweise hat Fürst Franz sie in England während der Grand Tour sozusagen „second hand“ erworben.

Alle diese Tapetenbahnen wurden vom Stock gedruckt und von Hand koloriert. Zwei weitere große Bahnen aus dem Wörlitzer Schloss mit etwas anderen Maßen sind weit stärker von Hand gemalt.
Nur die Vogelmotive sind offenbar nach Meisterzeichnungen durchgepaust worden. Sie sind nach jetzigem Kenntnisstand etwa 10 bis 15 Jahre jünger als die erstgenannten. In jedem Fall stellen die Tapeten aus dem Wörlitzer Schloss sehr wichtige Zeugnisse früher Verwendung chinesischer Papiertapeten in Europa dar. Gemeinsam mit den ebenfalls bisher wenig erforschten chinesischen Holzschnitten über den Türen dieses Zimmers formen sie einen kunst- und kulturgeschichtlich hoch bedeutenden Raum.

Wir stiegen dann über eine schmale Holzwendeltreppe 111 Treppenstufen in das oberste Geschoss hinauf, um den Palmensaal zu besichtigen.

Einen Hauch von Südsee kann man hier erleben. Bei stündlichen Führungen durch die frisch restaurierten Räume im Mezzanin und dem Aufstieg zum Palmensaal fällt besonders die vom Künstler Christoph Rackwitz ins Himmelblau gemalte Granatapfelhecke auf.
Schon 1788 schwärmte August Rode von diesem Saal: „Eine Wendeltreppe führt zu dem Palmensaale, der die herrlichste Aussicht hat. 36 Palmenbäume mit ihren Blättern und Früchten (…) stehen rings umher. Der untere Raum zwischen diesen (…) ist gleich einer Granatenhecke, die Decke aber himmelblau gemalt, so daß man leicht sich (…) einbilden kann, in einem Walde oder Garten zu sein.” Mit einer herrlichen Aussicht wird man außerdem bei stündlichen Aufstiegen zum Belvedere belohnt.

Der Ausblick rundherum von hier oben ist wirklich einfach fantastisch.

Nach dieser Besichtigung haben wir uns in den wunderschönen Wörlitzer Park begeben, um dort die unterschiedlichsten Landschaften, Skulpturen, Brücken und sonstige Bauten anzuschauen.

Im Park gibt es insgesamt 17 Brücken. Jede der Brücken ist in einem anderen Stil gebaut und hat ihre eigene Bedeutung.  Die Brücke über den Wolfskanal an der Einmündung in das Kleine Walloch heißt Chinesische (oder auch Weiße) Brücke. Sie soll das Leben darstellen, da diese Brücke nur aus Stufen besteht, die bis zur Mitte immer flacher werden, und zum Ende immer steiler.

Der weitere Spaziergang führte uns u. a. auf die Agnesbrücke. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick auf den Venustempel.
Der heutige Venustempel, von 1794 bis 1797 errichtet, ersetzte einen hölzernen Vorgängerbau von 1774. Es handelt sich um einen dorischen Monopteros, in dessen Zentrum ein Abguss der Venus Medici steht. Farbige Glasscheiben in ihrem Postament beleuchten die unter dem Tempel liegende Grotte, die dem Vulcanus, nach der griechischen Sage der Gatte der Venus, gewidmet war.

Der Fußweg zur Roseninsel führt mit Fähren über den Wörlitzer See.
Gegenüber der Roseninsel sieht man das Palmenhaus. Das 1798/99 errichtete Palmenhaus bietet vielen exotischen Pflanzen Schutz in der kalten Jahreszeit. Es dient normalerweise der Unterbringung wertvoller Kübelpflanzen.
Im Sommer ist es leer und man kann diese Location für Feiern mieten. Es bietet 70 Personen Platz, wobei die Bestuhlung dafür, ebenso wie das Essen, durch einen Veranstaltungsservice mitgebracht werden muss.

Auf unserem weiteren Spaziergang durch den Park kamen wir auch am Gotischen Haus vorbei.
Das Gotische Haus wurde ab 1773–1813 nach den Plänen von Erdmannsdorff und Baudirektor Georg Christoph Hesekiel im neogotischen Stil erbaut. Vorbild war der englische Herrensitz Strawberry Hill, den Fürst Leopold auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Das besondere an dem Haus sind seine zwei verschiedenen Fassaden. Die Front, die zum Wolfskanal zeigt, ist die einer venezianischen Kirche (Madonna del Orto im Sestiere Cannaregio).

Die Gartenseite folgt dem Stil der Tudorgotik. Beide Fassaden sind Blickpunkte von Sichtachsen. So entsteht der Eindruck, dass man es mit zwei verschiedenen Gebäuden zu tun habe. Das obere Geschoss nutzte der Fürst als Wohnung und für sein Museum. Der untere Bereich wurde wirtschaftlich genutzt; auch Schoch wohnte später dort. Im Gotischen Haus existiert eine der größten Sammlungen schweizerischer Buntglasfenster sowie ein Museumsladen. Der museal genutzte Teil des Gotischen Hauses kann besichtigt werden; hierzu gehört auch das Pomologische Kabinett, ursprünglich die Bibliothek des Hauses, in dem später Fürst Franz’ pomologische Sammlung, bestehend aus 200 Wachsfrüchten, aufbewahrt wurde.

Als Letztes schauten wir dieses Mal die Felseninsel Stein und die dort stehende rote Villa Hamilton an.

Der Stein wurde 1788 bis 1794 nach Plänen von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau als Erinnerung an seinen Aufenthalt am Golf von Neapel und auf Sizilien erbaut. Es ist eine mit Findlingen verkleidete künstliche Insel. Sie beherbergt Felsengänge, Grotten, den Tempel des Tages, den Tempel der Nacht, ein Kolumbarium, ein Amphitheater.

Die Villa Hamilton liegt am Fuß des künstlichen Vulkans, der dem Vesuv nachempfunden ist, auf der Insel Stein. Der Fürst widmete den Bau der Freundschaft mit dem Geologen und englischen Gesandten am Hof des Königs von Neapel, Sir William Hamilton (1730–1803), der Gastgeber des Fürsten und seines Baumeisters auf der Reise an den Golf von Neapel und nach Sizilien war. Als Vorbild für die aus drei Zimmern bestehende Villa diente das Wohnhaus Hamiltons.
Das Bauwerk und seine drei frühklassizistischen Räume sind ein Meisterwerk des Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff und können ebenfalls besichtigt werden.

Als Höhepunkt konnte der künstliche Vulkan bei Gartenfesten des Fürsten mittels ausgefeilter Ton-, Licht- und Wassereffekte "Lava speien". Ende August 2005 und 2006 wurde der Vulkanausbruch erstmals wieder vorgeführt.
Wegen schwerer Bauschäden musste die Insel lange für den Besucherverkehr gesperrt werden und ist nach umfangreicher Restaurierung seit September 2005 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Der alte Gondelanlegeplatz in den Grotten ist nach den Sanierungsarbeiten nicht mehr benutzbar.

Wie eingangs dieses Berichtes erwähnt, hatte eine Mitschülerin für Samstag den 21. Mai 2016, eine Bus-Tagesfahrt mit allen "Diamantenen Konfirmanden" und ihren Angehörigen in die weitere Umgebung von Dessau geplant.
Es war ein herrlicher Tag, alle freuten sich auf die Überraschungen, die Heidi für diesen Tag geplant hatte.

Wir fuhren durch schöne Landschaften von Sachsen-Anhalt nach Brandenburg. Etwa 20 km südlich von Jüterbog liegt Schloss Wiepersdorf. Ursprünglich, um 1734, war es ein Herrenhaus mit nachträglich angebauten Seitenflügeln.

Es nimmt in der Geschichte der Künste eine besondere Stellung in Deutschland ein.
Als ehemaliger Wohnsitz von Ludwig Achim und Bettina von Arnim, dem bedeutenden Dichterpaar der Romantik, hat es eine lange Tradition als Ort des geistigen Austausches.

Nach einer wechselvollen Geschichte hat 2006 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Aufgabe übernommen, das Haus mit Unterstützung des Landes Brandenburg als Künstlerhaus zu erhalten.
In dem denkmalgeschützten Künstlerhaus werden Arbeitsaufenthalte für Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen aus dem In- und Ausland mit Stipendien gefördert. Öffentliche Veranstaltungen und eine Einladung an das Publikum zum Dialog über aktuelle Fragen zu Kunst, Literatur und Geisteswissenschaft.
Im Von-Arnim-Museum wird an das Dichterpaar Achim und Bettina von Arnim erinnert und die Geschichte des Hauses dokumentiert.
Fotografieren im Museum war strengstens verboten!

Auf dem gleichen Grundstück sind die Eheleute von Arnim und Anverwandte auch beerdigt.

Bevor wir das Museum und den Friedhof besichtigten, wurde als Überraschung der "Reiseleitung" ein Picnic im Garten von Schloss Wiepersdorf mit allen unseren Mitfahrern abgehalten. Es war von ihr für alles gesorgt, Kaffee, Sekt, Brote, Kuchen usw. Eine besondere Freude, da sich doch viele ehemaligen Konfirmanden nach langer Zeit wiedersahen und hier im Freien so richtig ihre Erinnerungen austauschen konnten. Viel Nettes und Lustiges kam da an den Tag.....

Von diesem Schloss fuhren wir dann in das benachbarte Jüterbog.
Jüterbog erwartet seine Gäste zu jeder Jahreszeit - ganz gleich, ob es nur ein kurzer Besuch zum Kennenlernen ist oder ein längerer Erholungsurlaub in der herrlichen Wald- und Hügellandschaft des Niederen Flämings.
Ein Stadtrundgang begann am Marktplatz. Dort steht das gotische Rathaus, welches 1507 fertiggestellt wurde. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude.

Da es mittlerweile Mittagszeit war, wurde in einer urigen Gaststätte zu Mittag gegessen.

Anschließend ging die Busfahrt weiter zu dem berühmten Kloster Zinna. (ca. 3 km von Jüterbog entfernt)

Vom 1170 gegründeten Zisterzienserkloster Zinna sind eindrucksvolle Bauten erhalten. Die Klosterkirche entstand im 13. Jahrhundert in Form einer dreischiffigen Pfeilerbasilika, erbaut aus Feldsteinen.
Ein musikalischer Glücksfall ist die erhaltene frühromantische Orgel von Wilhelm Baer aus den Jahren 1850/1851.

In der Neuen Abtei, einem Backsteinbau von 1435, befindet sich das Heimatmuseum mit mittelalterlichen Fresken und einem sehenswerten Modell der Klosteranlage im Jahr 1170. Ferner wird die Klostergeschichte bis ca. 1550 und die Entwicklung der Weberkolonie dargestellt.

Das um 1435 fertiggestellte Abtshaus beherbergt heute das Klostermuseum, in dem die Geschichte des Zisterzienserordens dargestellt ist. Hier findet sich auch die Abtskapelle, in der ein außergewöhnlich gut erhaltener hochgotischer Freskenzyklus zu bewundern war.

Im einstigen Siechenhaus des Klosters wird die Essenz für den "Zinnaer Klosterbruder", einem legendären Kräuterlikör, hergestellt. Mit der Eintrittskarte für das Museum ist eine Kostprobe dort inklusive, die natürlich genutzt wurde von der Gruppe.

Das Ortsgebiet war bereits zu Bronzezeit besiedelt. Später siedelten hier Slawen, der Ortsname Zinna geht auf den slawischen Namen Cenna zurück. Im Jahre 1170 gründete der Erzbischof von Magdeburg Wichmann das Kloster, um die Gegend urbar zu machen und gleichzeitig zu christianisieren. Um 1350 lebten rund 60 Mönche und 100 Laienbrüder in Zinna. Das wirtschaftliche und kulturelle Leben blühte. So druckten die Mönche beispielsweise um 1493 den Zinnaer Marienpsalter; der als das älteste Buch Brandenburgs gilt. Mit der Reformation verließen die Mönche 1553 das Gebiet. Das Kloster gelangte in den Besitz des magdeburgischen, landesherrlichen Amtes.

1919 gründeten zwei jüdische Fabrikanten eine Plüschweberei, die 1937 im Zuge der Arisierung aufgelöst und 1948 in einen VEB umgewandelt wurde. Nach der Wende musste aber auch dieser Betrieb aufgeben. 1929 verlor Zinna das Stadtrecht. 1956 öffnete das Heimatmuseum in der Abtei des Klosters. Seit 1992 gehörte Kloster Zinna zum Amt Jüterbog. 1994 errichtete die Gemeinde das Denkmal für Friedrich den II. neu auf. Am 31. Dezember 1997 wurde der Ort ein Ortsteil von Jüterbog.

Gegen Abend fuhr die Gesellschaft dann zurück nach Wörlitz um dem 1. Seekonzert 2016 "Eine kleine Nachtmusik" von Mozart mit dem Berliner Virtuosen-Ensemble auf dem Wörlitzer See beizuwohnen.
Zu diesem Anlass werden alle Gondeln die tagsüber für Kahnfahrten durch die Kanäle und den Wörlitzer See benutzt werden, fein geschmückt und eingedeckt für jeweils 12 Personen. Es gibt ein ausgiebiges warmes Abendessen mit mehreren Gängen an Bord. (64 Euro pro Person, Bootsfahrt, Abendessen, Getränke, Seekonzert.)

Wir waren mit bestem Wetter gesegnet und haben das abendliche Konzert in freier Natur mit bester Verpflegung und abschließender Kahnfahrt durch die Kanäle sehr genossen.
Alle Teilnehmer dankten der Mitschülerin Heidi abschließend für diesen wunderbar geplanten Tag mit all seinen Höhepunkten.


Am Sonntag, dem 22. Mai 2016, trafen sich dann alle Konfirmanden in der evgl. Auferstehungskirche in Dessau-Siedlung zum großen Dankgottesdienst.

Die Auferstehungskirche wurde 1930 am Fischereiweg errichtet. Die architektonische Gestaltung ist geprägt durch die Zweckmäßigkeit des Bauhausstils. Die bekannte Dessauer Künstlerfamilie Kieser hat die Ausstattung geprägt: Kruzifix, Taufstein, Altarleuchter und Antependien stammen aus ihrer Werkstatt. Die Kirche hat 240 Sitzplätze, eine große Orgelempore und eine kleine Glocke.

Nach den schweren Schäden von 1945 wurde die Auferstehungskirche erst 1951 vollständig wiederhergestellt. Die großen Glasfenster erinnern mit ihren biblischen Themen und bildlichen Darstellungen an die Toten und Heimkehrer des Krieges. Dies macht die Besonderheit der Kirche aus, Bibelworte werden bekenntnishaft zu Familienschicksalen in Beziehung gesetzt. Zwei große Eichentafeln tragen die Namen von toten Soldaten und Zivilisten der Kriegsjahre. Vor der Kirche befinden sich 19 Kriegsgräber aus dem April 1945. Sie mahnen: »Nie wieder!« und erinnern an die Sinnlosigkeit aller Kriege.

In den 70er Jahren erhielt die Kirche eine neue Eule-Orgel und den Anbau mit Gemeinderäumen. Hier treffen sich Kinder und Jugendliche, Familienkreise, Kirchenchor und Posaunenchor, Bibelgesprächskreis und die Senioren. Seit den 90er Jahren wurde das Gemeindezentrum modernisiert. Dach und Glockenturm, Fenster und Heizung wurden dabei erneuert. An jedem Sonn- und Feiertag wird zum Gottesdienst um 9.30 Uhr eingeladen. Zu den Höhepunkten im Kirchenjahr gehören das Gemeindefest am 1. Advent mit allen Chören, das Tischabendmahl in der Karwoche an einem großen Tisch im Kirchenschiff und die Feier der Osternacht. Am Wochenende vor dem Erntedankfest findet seit dem Jahr 2000 der Anhaltische Obsttag statt. Die Wiesen um die Auferstehungskirche verwandeln sich zu einem Treffpunkt für Jung und Alt. Das Umweltamt Dessau und das »Haus Bethanien«, Unicef, der Eine-Welt-Laden und das Biosphärenreservat »Mittlere Elbe« informieren mit ihren Angeboten darüber, wie man sorgsamer mit sich und der Schöpfung umgehen kann.

Auf der großen Wiese vor der Kirche entstand 2008 durch die Initiative vieler junger Familien die Weidenkapelle. Hier spielen die Kinder der Kinderkirche und werden Brautpaare gesegnet, singt der Chor in der Osternacht und wird der Anhaltische Obsttag alljährlich mit einer Andacht eröffnet. Eine wichtige Säule nicht nur des Gemeindelebens ist der Dessauer Posaunenchor, der in der Auferstehungskirche probt, aber zugleich im gesamten Kirchenkreis regelmäßig auftritt.

Anschließend an den Dankgottesdienst wurde ein gemeinsames Mittagessen aller in der "Gaststätte am Georgengarten" eingenommen.
Da einige Gäste schon an diesem Tag nach Hause fuhren, so auch wir, gab es nach dem Mittagessen den großen Aufbruch. Die Teilnehmer, die noch blieben, trafen sich am Nachmittag noch zum Kaffee in der bekannten Gaststätte "Kornhaus", direkt an der Elbe.

Es war wieder eine wundervolle Woche in meiner "alten Heimat". Obwohl ich nun schon 60 Jahre im Westen lebe, ist die Anziehung der Stadt Dessau für immer in meinem Herzen geblieben.

Henning Krüger





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